Unsere Geschichte
Adler-Apotheke Wittichenau
Beim letzten großen Stadtbrand im Jahre 1823 brannte auch das spätere Apothekenhaus bis auf Teile des Kellergewölbes und des Granitgewölbes im Eingangsbereich vollständig nieder. Alsbald wurde das Gebäude wieder aufgebaut.
Der erste Grundbucheintrag stammt vom 18. Januar 1838 und führt Frau Stiftslehrer Hielscher, geb. Fiebiger, als Eigentümer an. 1843 erwarb es ihr Ehemann aus ihrem Nachlass und 1850 kaufte es Selma Hielscher aus dem Nachlass ihres Vaters. Sie verkaufte das Haus 1851 an den Strickermeister Franz Becker.
Dem Hoyerswerdaer Apotheker Traugott Gottlieb Preuss wurde im Januar 1854 die Konzession für eine Filialapotheke in Wittichenau erteilt. Auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück gelang es ihm im August d.J. dieses Haus auf dem Markt von o. g. Franz Becker zu erwerben. Kurz darauf, am 30. Dezember 1854, eröffnete er das Geschäft unter dem Namen „Adler – Apotheke“.
Nach dem Tod von T. G. Preuss wurden beide Apotheken im Juli 1855 Eigentum der Firma Oswald Jänicke in Hoyerswerda. Jänicke bestellte 1864 den Apotheker Gustav Freude zum Verwalter der Wittichenauer Filiale und verkaufte sie ihm am 17.Juli 1866. Bald darauf wurde die Apotheke zur Vollapotheke (vererbliche und veräußerliche Konzession) erhoben.
Gegen Ende der 1870er Jahre erlitt das Geschäft erhebliche wirtschaftliche Einbußen. Kaplan Lipitsch, Verfasser eines Lehrbuchs über Homöopathie, praktizierte in seiner Freizeit als Homöopath.
Mit seinen Heilerfolgen zog er Kranke aus dem gesamten Umkreis an und versorgte sie mit Rat und „Wasser“ (so nannte der Volksmund diese Medizin), was natürlich dem Bedarf an allopathischen Arzneien aus der Apotheke erheblichen Abbruch bescherte.
In dieser schweren Zeit verkaufte Gustav Freude seine Apotheke an den 36-jährigen, ledigen Apotheker Albrecht Winkel aus Schweidnitz.
Bald nach der Übernahme vergiftete dieser sich in einem Anfall von Schwermut am 22. Juni 1878 mit Morphin.
Da dies noch vor seinem Grundbucheintrag geschah, musste Apotheker Freude die Apotheke selbst weiter betreiben.
Nach dem Tod des Kaplan Lipitsch im Jahr 1882 wandten sich die Menschen wieder der Allopathie zu und die Apotheke nahm wirtschaftlichen Aufschwung.
Am 9. April 1890 verkaufte Freude die „Adler – Apotheke“ an Emil Kühn aus Modelsdorf bei Hainau, welcher sie jedoch bereits am 2. Mai 1892 an Apotheker Johannes Jäckel aus Magdeburg weiterveräußerte.
Apotheker Jäckel erweiterte im Lauf der Jahre die Apotheke erheblich und verband sie mit einer Drogenhandlung. Eine notwendige Vergrößerung des Gebäudes erfolgte durch Umbau im Jahre 1904 nach Entwürfen des Architekten Hans Freude, Sohn des Apothekers Gustav Freude, wobei das schlichte bürgerliche Haus der Adler – Apotheke Wittichenau auch das schmucke Aussehen im oberbayrischen Stil erhielt.
Die von Johannes Jäckel 1897 gegründete Filial – Apotheke in Bernsdorf wurde 1910 abgetrennt.
Infolge Krankheit ließ Jäckel die Apotheke ab Mai 1912 von Apotheker Möbius verwalten. Nach Jäckels Tod im November 1913 verwaltet Möbius die Apotheke bis September 1920 im Auftrag der Witwe Jäckel. Vom Oktober 1920 bis Juni 1921 verwaltet ihr Schwiegersohn Tschiersch das Geschäft. Bis die Witwe Jäckel verstarb, waren noch folgende Apotheker als Verwalter tätig:
Juli 1921 bis Juli 1924: Etusa, August 1924: Ludwig, 1924 bis 1925: Paichert, 1925 bis 1926: H. Illgner, Oktober 1926 bis März 1927: H. Hildebrandt, 1927 bis Ende 1936: ihr Schwiegersohn Walter Luszek
Apotheker Alfred Rossmy pachtete die Apotheke ab 1937 bis sie schließlich nach dem Tod der Witwe im August 1939 von den Jäckel`schen Erben ( Esther Tschiersch, Ruth Mehner, Anneliese Luszek) verkauft werden musste. Mit dem Verkauf wurde die Firma Otto Beckering beauftragt.
Apothekerin Maria Klupsch kaufte am 26. August 1940 das Haus und übernahm am 1. Oktober 1940 die Apotheke. Am 27. Oktober heiratete sie den Apotheker Wolfgang Hecht. Dieser wurde Ende 1944 zum Heeresdienst eingezogen. An seiner Stelle wurde Gisela Klupsch, Studentin der Pharmazie und Schwester der Inhaberin, dienstverpflichtet. Im Besitz der Familie Hecht blieb die Apotheke bis zum 30. Juni 1952.
Nach 98 Jahren privater Bewirtschaftung wurde die Adler – Apotheke am 1. August 1952 verstaatlicht.
Bis Februar 1960 leitete Apotheker Heinz Lüdtke die Apotheke. Ab 1.9.1960 bis 1969 stand die Apotheke unter Leitung von Apotheker Willi Gerlach.
Apothekerin Dorothea Görigk übernahm die Leitung am 1.3.1970.
Ihren hartnäckigen Bestrebungen ist es zu verdanken, dass die Apotheke noch in staatlicher Hand im Frühjahr 1990 endlich eine neue Einrichtung und eine moderne technische Ausstattung erhielt.
Es war die letzte Einrichtung des DDR – Apothekenmöbelherstellers „Waldheim“. Der recht aufwendige Innenausbau, sowie die damit verbundene zeitweise Verlegung der Apotheke in ein Behelfsquartier auf der Kottener Straße erfolgte unter Regie von Apothekerin D. Görigk.
Jedoch übergab sie aus gesundheitlichen Gründen noch im selben Jahr die Leitung an Apothekerin Marlis Graudußus.
Apothekerin Marlis Graudußus erwarb die Adler – Apotheke von der Treuhand zum 1. November 1990 und führt sie seither wieder privatwirtschaftlich.
Im Winter und Frühjahr 1993 erfolgte dann eine grundlegende Neustrukturierung und Sanierung der Apothekenräume, um den qualitativ hohen Anforderungen der bundesdeutschen Apothekenbetriebsordnung gerecht zu werden. Die feierliche „Wiedereröffnung“ (die Apotheke war trotz Umbau jeden Tag für ihre Kunden geöffnet) erfolgte am 18. Mai 1993.
Die äußerst aufwendige Fassadengestaltung, auf deren stilgetreue Ausführung entsprechend jener des Jahres 1904 größter Wert gelegt wurde, wurde handwerklich versiert bis zum Herbst 1993 unter Malermeister Martin Schenker („Reklame – Schenker“) ausgeführt. Modernisierung und Ausbau der Wohnbereiche erfolgten zum Teil im Winter 1992/93, sowie im Winter und Frühjahr 1994. Sämtliche Umbaumaßnahmen wurden von Dr. Jürgen Heidan, Inhaber des Bauingenieurbüro Dr. J. Heidan, geleitet.
Nach 31 Jahren übergibt Apothekerin Marlis Graudußus die auf eine lange Geschichte zurückblickende Adler-Apotheke an Nachfolgerin Apothekerin Elisa Gedan.
Die seit 1952 staatlich geführte Apotheke erwarb Frau Graudußus 1990 und führte diese seitdem privatwirtschaftlich. Nach umfangreichen Umbauarbeiten im Innenraum erfolgte 1993 die Wiederherstellung der stilgerechten Fassade aus dem Jahr 1904, die bis heute unseren Marktplatz prägt und gern als Fotomotiv genutzt wird.